
Prof. Dr. Monika Waldis
Professionelles Wissen von angehenden Geschichtslehrpersonen – theoretische und empirische Annäherung zu fachdidaktischem Wissen und Fachwissen
Abstract:
Geschichtslehrpersonen galten lange Zeit als vernachlässigte Akteure der Forschung. Der bildungswissenschaftliche Zugang geht von einer prinzipiellen Erlernbarkeit professionellen Wissens aus und unterscheidet Fachwissen, Fachdidaktisches Wissen und Pädagogisches Wissen. Um die Wirksamkeit von Lehrerbildung genauer einschätzen zu können, sind fachspezifische Definitionen notwendig. Waldis et al. (2014) unterscheiden basal zwischen Wissen über Ausprägungen und Genese historischen Denkens und Wissen über instruktionale Aktivitäten zur Förderung dieser historischen Kompetenzen. Die Grundlegung des Fachwissens fokussierte die Ausprägung historischer Kompetenzen auf (trans-) konventionellem Niveau (Körber et al. 2007).
Auf dieser Grundlage aufbauend zielte die Studie „VisuHist“ auf die Erfassung des professionellen Wissens bei angehenden Geschichtslehrpersonen (n = 472) an sechs Schweizerischen Lehrerinstitutionen ab. Aspekte des fachdidaktischen Wissens wurden mittels Videosurvey erfasst, welcher drei 10- bis 12-minütige Videoclips zu typischen Unterrichtssequenzen mit offenen Reflexionsaufgaben und geschlossenen Items zur Beschreibung und Evaluation dieser Sequenzen umfasste. Vertiefend wurde einer der Unterrichtsclips auch in Gruppen diskutiert. Die Erhebung von Aspekten des Fachwissens erfolgte mittels ausgewählten Items des HiTCH-Tests (Trautwein et al. 2017). Der Beitrag stellt die Ergebnisse dieser Erhebungen dar: Zentrale geschichtsdidaktische Kriterien als auch die Kompetenzorientierung im Geschichtsunterricht scheinen (noch) nicht angekommen zu sein. Zukünftig muss geklärt werden, wie die fachdidaktische Qualität der Ausbildung gesichert und weiterentwickelt werden kann. Für die Forschung stellt die Passung der Operationalisierungen im Spannungsfeld von Theorie und Beforschten eine zu meisternde Herausforderung dar. In diesem Zusammenhang ist das Potential alternativer methodischer Herangehensweisen wie z.B. Interventions- und Aktionsforschung auszuloten.