
Prof. Dr. Christoph Kühberger
Mit Geschichtsschulbüchern historisch Denken lernen – Erkenntnisse aus dem CAOHT-Projekt
mit Roland Bernhard
Abstract:
Im Rahmen des FWF-Projektes „Competence and Academic Orientation in History Textbooks/ CAOHT“ wurde mittels eines qualitativ-quantitativen Triangulationsdesigns (Mixed Methods) erforscht, in welcher Weise im Geschichtsunterricht in der Sekundarstufe I in Österreich Geschichtsschulbücher eingesetzt werden und ob dabei auch dem Paradigma der fachspezifischen Kompetenzorientierung – wie im Lehrplan vorgesehen – gefolgt wird. Die empirischen Erkenntnisse bauen dabei einerseits auf ethnographische teilnehmende Beobachtungen in Geschichtsstunden (n=50) und deren systematischen Auswertungen im Fachunterricht, aber auch auf daraus abgeleiteten quantitativen Befragungen unter Geschichtslehrer/innen (n=250) und Schüler/innen (n=1.000). Unter anderem folgende Forschungsfragen standen bei den empirischen Erhebungen im Feld Schule im Rahmen des CAOHT-Projektes im Zentrum: Wie wird das Geschichtsschulbuch von Lehrer/innen und Schüler/innen im Fachunterricht und zur Vorbereitung von Unterricht angewendet? Welche Rolle spielt die fachspezifische Kompetenzorientierung (lies: historisches Denken) in diesem Zusammenhang? Über die Feldforschung hinausgehend, wurden auch einzelne Kapitel aller zugelassenen Geschichtsschulbücher in Österreich hinsichtlich der Umsetzung des Paradigmenwechsel von der Inhaltsorientierung hin zu Kompetenzorientierung analysiert und bei der Interpretation der Ergebnisse berücksichtigt.
Angesichts der bisher dünnen empirischen geschichtsdidaktischen Einsichten zur konkreten Arbeit mit Geschichtsschulbüchern im Geschichtsunterricht und zur Vorbereitung desselben eröffnen sich über die im Rahmen des Vortrages skizzierten Ergebnisse des CAOHT-Projektes neue Perspektiven auf die Pragmatik der Schulbucharbeit. Sie berücksichtigt verstärkt die Erfahrungen aus der Praxis sowie die forschungsmethodischen Herangehensweisen, um fachspezifische Prozesse beschreibbar zu machen. Die Ergebnisse zur österreichischen Situation stoßen dabei Fragen nach der interkulturellen Vergleichbarkeit bzw. nationalen Sonderentwicklungen an, die durch Curricula-Gestaltungen und Lehrtraditionen an den Ausbildungsstätten bedingt sein könnten.
Literatur:
Bramann, Christoph/ Kühberger, Christoph/ Bernhard, Roland (Hg.): Historisch Denken lernen mit Schulbüchern. Schwalbach/ Ts. 2017 (im Druck)
Bernhard, Roland: Are Historical Thinking Skills Important To History Teachers? Some Findings From A Qualitative Interview Study In Austria. In: International Journal of Historical Learning, Teaching and Research, Vol. 14.2 – Spring/Summer 2017, 29-39.
Bernhard, Roland/ Grindel, Susanne/ Hinz, Felix/ Kühberger, Christoph (Hg.): Mythen in deutschsprachigen Geschichtsschulbüchern. Von Marathon bis zum Élysée-Vertrag. Göttingen 2017.
Kühberger, Christoph: Kompetenzorientiertes historisches und politisches Lernen. Methodische und didaktische Annäherungen an Geschichte, Sozialkunde und politische Bildung. Innsbruck – Wien (3. Auflage) 2015.
Kühberger, Christoph/ Mittnik, Philipp (Hg.): Empirische Geschichtsschulbuchforschung in Österreich. Innsbruck – Wien 2015.