Prof. Dr. Andreas Michler

Prof. Dr. Andreas Michler

Essayaufgaben als Möglichkeit der Erfassung historischer Urteilskompetenz von Schülerinnen und Schülern im Rahmen des Projekts „Adaptive Lernaufgaben in Geschichte“ (ALGe)

mit Jutta Mägdefrau

 

Abstract:

 

Das ALGe Projekt untersucht den Einfluss von Lernaufgabenwahrnehmungen von Schülerinnen und Schülern auf deren situationales Interesse, Lernstrategienutzung und Leistungen. Grundlegende Theorie ist das Drei-Phasen-Modell der Lernstrategienutzung (Wild 2000), das in Form eines Rahmenmodells Zusammenhänge zwischen proximalen Personmerkmalen und Lernumgebungs(kontext)merkmalen sowie der Nutzung der kognitiven Lernstrategien (Elaborations-, Organisations- und Memorierstrategien) zu erklären sucht. Für das Fach Geschichte liegen aus der ALGe-Studie Befunde zu Einflüssen des Geschichtsinteresses auf Lernaufgabenwahrnehmungen, zur Lernstrategienutzung und zur Diskrepanz zwischen Schülerstrategien und den Erwartungen der Lehrkräfte vor (Jonas et al. 2017; Mägdefrau et al. 2017; Böhm 2017) vor. Noch stehen die Analysen zu Einflüssen auf die Leistung aus.

Der Vortrag fokussiert die in der ALGe-Studie gewählte Methode zur Messung der Schülerleistungen in einer prüfungsdruckentlasteten Situation. Im Rahmen der Studie wurden 6 schriftliche Essayaufgaben eingesetzt (N=801 Schülerinnen und Schüler der 9. Klassenstufe aus 30 bayerischen Realschulen), die mittels SOLO-Taxonomie (vgl. Biggs & Collis 1982) im Hinblick auf das zugrundeliegende Niveau historischen Argumentierens analysiert wurden.

In einem mehrstufigen Kodierprozess (Erst- und Zweitkodierung, Überprüfung der Interraterreliabilität, ggf. Konsensvalidierung) wurden die Schülertexte inhaltsanalytisch ausgewertet. Es ergaben sich sehr gute Interraterübereinstimmungen. Zu diskutieren ist aber das die Validität einschränkende Problem, dass über Essayaufgaben stets (schrift)sprachliche Kompetenzen miterfasst werden. Im Vortrag werden dafür Beispiele gezeigt.

Als Forschungsperspektiven erscheinen weitere Studien, die Lernprozesse und Lernergebnisse aufgabenbezogenen erfassen können, dringend geboten, da die Ergebnisse auf deutliche Einflüsse situationalen Erlebens beim Geschichtslernen hinweisen.

 

Literatur:

 

Böhm, M. (2017). The influence of situational interest on the appropriate use of cognitive learning strategies.
https://opus4.kobv.de/opus4-uni-passau/frontdoor/index/index/docId/491

 

Biggs, J. B. &Collis, K. F.: Evaluating the Quality of Learning. The SOLO Taxonomy. Structure of the Observed Learning Outcome. New York u. a. 1982.

 

Jonas, K.; Mägdefrau, J.; Michler, A.; Wecker, C. & Böhm, M. (2017). Effekte des Fachinteresses an Geschichte auf die Wahrnehmung von Geschichtsaufgaben. In: Monika Waldis & Beatrice Ziegler (Hrsg.): Forschungswerkstatt Geschichtsdidaktik 15. Beiträge zur Tagung „geschichtsdidaktik empirisch 15“, Bern 2017, S. 191-204.

 

Mägdefrau, J.; Michler, A.; Böhm, M. & Jonas, K. (2017). Lernstrategieeinsatz von Schülern im Geschichtsunterricht – Aufgabenbezogene Erfassung der Nutzung kognitiver Lernstrategien im Schüler-Experten-Vergleich. Empirische Pädagogik, 31 (1), S. 64-87.

 

Wild, K.-P. (2000). Lernstrategien im Studium. Strukturen und Bedingungen. Münster: Waxmann.

 

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